CEO Spotlight Österreich

Transport und Lieferkette

Wirtschaft geschieht im Kontext von gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. Geopolitische Krisen, wirtschaftliche Veränderungen, natürliche Entwicklungen – diese und noch weitere externe Faktoren beeinflussen den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen entscheidend mit. Im CEO Spotlight Österreich untersucht PwC Österreich insbesondere die Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen auf heimische Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeiter:innen.

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Drei Themenschwerpunkte prägen die Studie: Finanzierung, Rohstoffe und Transportwege.

Im Folgenden steht in erster Linie der Teil "Transport und Lieferkette" im Mittelpunkt. Erfahren Sie mehr in unseren beiden Interviews: Cornelius Christ, Head of Digital HR Transformation, beleuchtet das Thema Lieferketten aus wirtschaftlicher Sicht.

Agatha Kalandra, Markets Leader und Head of ESG bei PwC Österreich, gibt einen Einblick in den grundlegenden Wandel in Sachen Nachhaltigkeit, der bereits jetzt spürbare Effekte nicht nur für große Konzerne, sondern auch für Zulieferer und lokale KMUs zeigt.

Transport und Lieferketten

Steigende Rohstoff- und Energiekosten treiben Kosten und Unsicherheit nicht nur in der Produktion nach oben, sondern auch im Cargobereich. Dies gilt insbesondere für jene Unternehmen, die von einer Herstellung in Osteuropa oder Asien abhängig sind. Selbst für Unternehmen ohne direkte Verbindung in den Osten ist der Effekt spürbar.

Viele Unternehmen suchen intensiv nach Einsparpotenzialen, um eine Weitergabe der Mehrkosten an die Kunden nach Möglichkeit zu verzögern. Neben kurzfristigen Kosten lohnt es sich aber, bereits an Nachhaltigkeit und ESG zu denken.

Neue Wege, neue Standorte  

Daten und Datenanalyse gewinnen an dieser Stelle noch weiter an Bedeutung: Ein Unternehmen, das keinen Überblick über seine Daten hat, steuert auf größere Probleme zu als eines, das durch mehr (und digital unterstützte) Transparenz in der Lieferkette Engstellen im Voraus erkennen und gezielt Alternativen suchen kann. Eine umfassende Datenlage erlaubt es, Ressourcen anders einzusetzen, neben Material auch in der Personalthematik.

Trend zum Air Cargo

Durch Covid ist besonders das Cargo-Business im Luftverkehr massiv gewachsen. Hilfsgüter wie Masken und medizinische Materialien werden häufig über den Luftweg transportiert – Tendenz steigend. Es ist ein Wachstumsmarkt, wenn auch eine kostspielige und klimatechnisch zweifelhafte Methode.
Logistische Grenzen zwingen manche Branchen dazu, beim Schiff zu bleiben, aber es ist in einigen Fällen möglich, im Tausch gegen höhere Kosten andere Cargo-Wege ins Auge zu fassen. Für Europa gibt es noch großes Wachstumspotenzial, wenn es darum geht, Schnittstellen zwischen Schiff, Straße und Schiene nahtloser zu machen. Initiativen dazu sind vielfach schon lange unterwegs.

Standortfragen neu denken

Kapazitätsplaner müssen überlegen, ob Expansionspläne in Asien in andere Märkte verschoben werden sollten. Südamerika und Afrika haben durch die Krise an Attraktivität gewonnen. Gerade Europa hat Afrika komplett unterschätzt. Asiatische Unternehmen sind schon länger in Afrika präsent, jedoch nicht nur wegen der Bodenschätze, sondern auch durch die Ansiedlung von Produktionsstandorten. 

Europäische Unternehmen schauen immer noch zunächst reflexartig an Asien, nicht an weniger traditionelle Märkte. Für welche Unternehmen eine Neuorientierung sinnvoll ist, hängt von Faktoren wie Steuern, vorhandenen Rohstoffen, aber auch dem Zugang zu Transportwegen ab.

Die Attraktivität von Südamerika und Afrika als Produktionsstandort ist natürlich auch von lokalen Möglichkeiten in Ausbildung und Infrastruktur abhängig. Diese Faktoren kommen nicht von selbst, sie müssen hergestellt werden – und das wird nicht anders gehen als durch Investitionen vor Ort.

Regional denken

In jedem Fall ist eine Diversifizierung von Standorten und Lieferketten sinnvoll, denn die Zukunft wird neue Krisen bringen, die bis jetzt weder Unternehmen noch Politik vollständig vorhersehen können. Einige US-Unternehmen haben ihre vom Preiskampf befeuerte, einseitige Abhängigkeit von Asien erkannt und zumindest Teile ihrer Entwicklungsprozesse zurück in die USA verlagert. – trotz der damit verbundenen höheren Lohnkosten. Auch für manche europäische Branchen ist ein Schritt zurück auf den eigenen Kontinent denkbar.

Der regionale Gedanke ist nicht nur aus Gründen der Versorgungssicherheit eine Option, sondern auch der Nachhaltigkeit wegen. Lokale und regionale Produktion ist ein wesentlicher Aspekt bei ESG-Erwägungen. Große Konzerne und Investoren beschäftigen sich sehr auch und trotz aktueller Krisen mit ESG in allen damit verbundenen Teilbereichen, denn diese umfassen nicht nur den direkten Ausstoß von CO2 bei der Produktion.

Nur weil ein Produkt "grün" ist, heißt das noch lange nicht, dass auch die Lieferkette sauber ist. Daher geraten Transport und indirekte Quellen wie Verpackung, Entsorgung und vergleichbare Leistungen ins Blickfeld. Viele Unternehmen sind noch gar nicht so weit, Daten über Scope 3 zur Verfügung stellen zu können.

Druck von großen Abnehmern

Konzerne geben den Druck, eine positive ESG-Bilanz nachweisen zu können, auch nach "unten" weiter und fordern Accountability von kleinen und mittleren Unternehmen im Ausland, die mit ihnen in einer wirtschaftlichen Beziehung stehen. Industrien mit sehr großem CO2-Footprint haben sich sehr ambitionierte Ziele gesetzt, müssen diese auch überprüfen und verlangen Auskunft auch von österreichischen Unternehmen. Kleine Unternehmen sind von derartigen ESG-Regimes teilweise überfordert.

Bereich "S"

Dazu kommt der "S"-Bereich aus dem ESG-Komplex, dessen Bedeutung zuletzt massiv zugenommen hat. Soziale Faktoren, die jüngst verstärkt in Form von Richtlinien und Gesetzen normiert werden. Gerade für Unternehmen aus den USA und Europa – und ihre Lieferketten – wird der Einfluss dieser Reglements noch weiter wachsen.

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Kontakt

Agatha Kalandra

Agatha Kalandra

Partnerin, Markets Leader, Head of ESG, PwC Austria

Tel: +43 664 1830873

Cornelius Christ

Cornelius Christ

Director, Transport & Logistics, PwC Austria

Tel: +43 1 501 88 3520

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